Vollelektrische Pkws und Plug-in-Modelle werden immer beliebter. Kein Wunder angesichts der staatlichen Förderung und der Tatsache, dass sich die Fahrzeuge mindestens so einfach fahren lassen wie herkömmliche Modelle. Und doch gibt es einige Besonderheiten, die es zu beachten gilt.
28.9.2020 (verpd) Aufgrund der Auswirkungen der Coronapandemie sind die Verkaufszahlen von Autos im zweistelligen Prozentbereich zurückgegangen. Doch das gilt eigentlich nur für Fahrzeuge mit einem Benzin- oder Dieselmotor. Plug-in-Hybridfahrzeuge – also Autos, die sowohl elektrisch als auch mithilfe eines Verbrenners unterwegs sind – und vollelektrische Fahrzeuge sind beliebt wie nie: Im August 2020 punkteten sie mit teils dreistelligen Prozentzuwächsen. Bei der Nutzung derartiger Fahrzeuge gibt es allerdings ein paar Eigenheiten, die zu beachten sind.
Die Zulassungszahlen für Neuwagen, die das Kraftfahr-Bundesamt im September 2020 für den August desselben Jahres veröffentlichte, beeindrucken: Während im Vergleich zum Vorjahresmonat insgesamt ein Rückgang von minus 20 Prozent bei den Zulassungszahlen zu verzeichnen war, konnten Hybridfahrzeuge und vollelektrische Autos deutlich zulegen.
Mit 16.076 Neufahrzeugen wuchs die Anzahl der Elektroautos um rund 220 Prozent im Monatsvergleich. Bei den Plug-in-Hybriden, also den Pkws, die sowohl elektrisch als auch von einem Verbrenner angetrieben werden, und bei denen das Laden über eine Haushaltssteckdose möglich ist, lag der Zuwachs sogar bei knapp 450 Prozent (plus 17.095 Fahrzeuge). Die staatlichen Förderungen sind offensichtlich ein deutlicher Kaufanreiz. Autofahrer, die von einem Diesel oder Benziner auf ein Elektro- oder Plug-in-Hybrid-Fahrzeug umsteigen, sollten allerdings ein paar Dinge beachten.
Nicht überbrücken, nicht abschleppen
Wenn ein Elektroauto oder ein Hybrid-Pkw liegen bleibt, hilft nur ein Abschleppfahrzeug weiter, denn diese Autos dürfen in aller Regel weder mit einem Seil noch mit einer Stange abgeschleppt werden. Das liegt daran, dass beim Rollen über die Drehbewegung der Reifen mithilfe des Elektromotors Energie erzeugt wird. Diese Energie kann, wenn das Fahrzeug aus ist beziehungsweise nicht selber fährt, die Elektronik beschädigen. Ob, und wenn ja, wie sich ein Elektro- oder ein Hybrid-Auto abschleppen lässt, darüber gibt die Bedienungsanleitung des jeweiligen Pkws Auskunft.
Außerdem, so raten Kfz-Experten, sollte man beim Überbrücken vorsichtig sein. „Die meisten Hybriden besitzen zusätzlich eine ganz normale Zwölf-Volt-Batterie für Beleuchtung oder etwa Radio. Die dient auch zum Hochfahren des Hybridsystems, ähnlich wie eine Back-up-Batterie im Heimcomputer“, weiß der Sachverständige Karsten Graef vom Technischen Überwachungsverein Süd (TÜV Süd) in München.
Er warnt: Zwar funktioniere die Starthilfe hier so wie bei konventionellen Antrieben – allerdings nur in einer Richtung. Einem Hybridfahrzeug selber sollte man nämlich keine Starthilfe geben. „Dessen Zwölf-Volt-Batterie ist nicht dafür ausgelegt, einen Motor anzulassen und bei dem Versuch, die fehlende Stromstärke auszugleichen, könnte das Hochvoltsystem beschädigt werden“, erklärt Graef weiter.
Keine Sorge bei einem Unfall
Die elektrischen Komponenten sind bei vollelektrischen und Hybridfahrzeuge „eigensicher“ aufgebaut. Das bedeutet, dass bei einem Unfall die Batterie automatisch von den anderen Hochvoltkomponenten und den Kabeln getrennt wird.
Crashtests von 2019 mit einem Nissan Leaf und Renault Zoe der Prüforganisation Dekra e.V. zeigen, dass diese Fahrzeuge bei einem Unfall so sicher sind wie ein Pkw mit Verbrennungsmotor. „Die Schadenbilder aus den Crashtests sind vergleichbar mit denen an konventionell angetriebenen Fahrzeugen“, bestätigt der Unfallforscher von der Dekra Markus Egelhaaf und erklärt: „Das Hochvoltsystem der Elektrofahrzeuge wurde jeweils beim Crash zuverlässig abgeschaltet. Und trotz massiver Deformation der Antriebsbatterie kam es in keinem Fall zu einem Brand.“
Der Experte betont: „Unsere Versuche bestätigen, dass es keinerlei Grund gibt, sich im Elektrofahrzeug weniger sicher zu fühlen als im konventionell angetriebenen Pkw.“ Tipp: Für Autos gibt es eine sogenannte „Rettungskarte“, die Auskunft darüber gibt, wo die Feuerwehr bei einem Unfall die Schneidewerkzeuge ansetzen beziehungsweise wie sich das Hochvoltsystem manuell deaktivieren lässt. Diese kann bei den Autoherstellern heruntergeladen werden. Farbig ausgedruckt gehört diese Karte hinter die Sonnenblende des Fahrerplatzes.